KAMIKAZE
Neues Musiktheater
Mit Originaltexten von überlebenden Kamikazefliegern
Komposition: Willem Schulz
Inszenierung: Siegmar Schröder

ZUR MUSIK
Mit der Besetzung sind für die Komposition bereits polare Aspekte gewählt: 5 musikalische Elemente mit unterschiedlichen Charakteren beziehen sich aufeinander.
Stimmen - Elektronik - Schlagwerk - Akkordeon - Streichquartett

STIMMEN als ursprünglichstes Mittel menschlichen Ausdrucks, Träger von Melodie, Schmerz und Leidenschaft - Sirenen des Krieges und Sirenen des Odysseus zugleich. Andererseits Instrument der Sprache, Berichte von Überlebenden, verzweifelte Sinnsuche, Verstummen.

ELEKTRONIK als entpersönlichtes, scheinbar grenzenloses Klangphänomen, per Knopfdruck in jede beliebige Dimension zu setzen, die göttliche Versuchung.

DAS STREICHQUARTETT als klassisches Kunstprodukt, ein homogener Klangkörper in seinem eigenen Reich, dynamisch und empfindlich, kompakt und zerreissbar.

DAS AKKORDEON als traditionelles Volksinstrument für die gute Stimmung zuständig. Akkordeon und Streicher aber wie kaum ein anderes Instrument in der Lage, den Spagat zwischen ihrer traditionellen Rolle und neuer Musik zu vollziehen.

SCHLAGWERK als Geräuschpotential zwischen Archaik und High-Tec, zwischen Metallen und Computern - wie in den letzten Minuten im Cockpit, hin- und hergeworfen zwischen den inneren Geräuschen der Stille, der puren Entladung von Mut und der Herrschaft über die Katastrophe.

KAMIKAZE setzt diese Aspekte nebeneinander, ineinander, übereinander, durcheinander. Die Musikerinnen verlassen ihre alten Positionen, geraten in Bewegung, werden Raum und Landschaft, werden Teil der Bilder. Die choreographischen Ansagen der Komposition - hier auf der Audio-Aufnahme nur zu erahnen - treffen mitten hinein in das Spiel der Schauspielerinnen.